Bild: Carolin Kronenburg
26. August 2022
Ethische Rezepte für die Altenhilfe: Abschlussveranstaltung des Caritas-Projektes „Werte pflegen“
Münster (cpm). Unter dem Motto „Ethische Rezepte für die Altenhilfe“ hat die Abschlussveranstaltung des Projektes „Werte pflegen“ am 26. August 2022 in Dülmen stattgefunden. Dr. Christian Schmitt beglückwünschte die 17 anwesenden Teilnehmenden zu dem, was sie trotz der hohen Arbeitsbelastungen durch die Pandemie und den Fachkräftemangel gestemmt hätten. Der Vorsitzende des Diözesancaritasverbandes in Münster hoffe, dass die eingeübte Reflektionskultur über das Projektende hinaus beibehalten werde: „Damit der Geist der Caritas – Güte und Annahme der Menschen – in den hoch ausgelasteten Einrichtungen erhalten bleibt.“ Es gelte laut Schmitt, sich jeden Tag zu fragen, „wie wir das Richtige richtig tun“.
Das Projekt „Werte pflegen” zielt auf eine praxisnahe Auseinandersetzung mit Werten und Wertekonflikten in der stationären Altenhilfe. Acht Einrichtungen aus Dülmen, Duisburg, Heek, Horstmar, Kevelaer, Münster, Recklinghausen und Telgte haben an der ersten Projektrunde teilgenommen. Dass der Arbeitsalltag dort nicht immer konfliktfrei ist, wurde bereits in der Aufwärmrunde mit Projektleiter Dr. Boris Krause deutlich: Bei der Frage, in welcher Einrichtung es ethische Konflikte im Praxisalltag gibt, standen sofort alle Teilnehmenden auf. Wen wähle ich bei immer länger werdenden Aufnahmewartelisten der Altenheime aus – wo ist die Not am größten? Wie kann menschliche Zuwendung unter Zeitdruck noch gelingen? Wie mit einer Zwangseinweisung ins Krankenhaus umgehen? Fragen, die jeden Tag beantwortet werden müssen.
Zu möglichen Rezepten für Ethik in der Altenhilfe gehört beispielsweise das One-Minute-Wonder: Ein von Mitarbeitenden für Mitarbeitende gestaltetes Poster, das innerhalb einer Minute Lesezeit pflegerische und ethische Inhalte erklärt. „Damit Wartezeit zur Wertezeit wird“, erklärt Konrad Urban von der Heilig-Geist-Stiftung in Dülmen, „hängen die Poster an der Mikrowelle, im Aufzug oder an den Telefonen.“ Oder der Aktionstag „Altern erleben“ im Haus Maria Rast in Telgte, an dem sich die Mitarbeitenden mit Hilfe von Alterssimulationsanzügen, Grauer-Star-Brillen oder Tremor-Handschuhen, die das Zittern einer Parkinsonerkrankung simulieren, bewusst in die Lage der Bewohnenden und der pflegenden Kolleginnen und Kollegen versetzt haben. „Dadurch ist das Einfühlungsvermögen untereinander und gegenüber den Bewohnern deutlich gestiegen“, sagt Stefanie Paul vom Altenheim Maria Rast.
Das gemeinsame Projekt des Caritasverbands für die Diözese Münster und des Ethikforums für das Bistum Münster wurde in drei Phasen durchgeführt. „In einem ersten Schritt wurden ethische und wertebezogene Fragen und Anliegen in den Einrichtungen erkundet. Dafür wurden Gruppengespräche vor Ort durchgeführt”, erklärt Prof. Dr. Michael Fischer von der St. Franziskus-Stiftung, der das Projekt wissenschaftlich begleitet. Vor diesem Hintergrund wurden die praktischen Ansätze entwickelt, die eine Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema fördern. In der abschließenden Phase wurden diese Ansätze dann auf ihre Wirksamkeit hin überprüft. „Forschung und Praxis sitzen dabei in einem Boot”, macht Fischer deutlich. Die zweite Projektkunde ist bereits mit acht weiteren Einrichtungen gestartet. Weiterführende Informationen und der Film zum Aktionstag „Altern erleben“ unter: www.wertepflegen.de.
Der Diözesancaritasverband Münster vertritt und berät mit seinen 160 Mitarbeitenden in der Geschäftsstelle in Münster über 50 örtliche Verbände und rund 400 katholische Einrichtungen, in denen 80.000 Hauptamtliche und 30.000 Ehrenamtliche tätig sind. Er zählt damit zu den größten Diözesanverbänden in Deutschland.
069-2022, Carolin Kronenburg, 26. August 2022