28. September 2022
Sterbehilfe als Herausforderung für Palliativ- und Hospizarbeit
»Sterben und Sterbehilfe« war Thema des Steuerungsgruppentreffens im Projekt »Hospizlich und Palliativ stark!« (HPS) im Altenheim St. Johannes in Senden. Gute Begleitung am Lebensende stärken und ausbauen, und zwar im Sinne des hospizlichen und palliativen Grundgedankens, ist das Anliegen des 2018 gestarteten Projektes der Heilig-Geist-Stiftung in Dülmen.
Vertreter*innen aus fünf Verbundeinrichtungen befassten sich nun intensiv mit der Debatte zur Suizidassistenz. Die Liberalisierung durch das Bundesverfassungsgericht 2020 wirft noch viele Fragen auf. Der Deutsche Bundestag will noch in diesem Jahr ein Gesetz zur Regelung beschließen. »Wie genau sich das im Alltag der Einrichtungen auswirkt, ist noch nicht absehbar«, sagt Dr. Boris Krause, der als Referent eingeladen war.
In Pflegeeinrichtungen und Hospizen sind Todeswünsche von Menschen, die sich phasenweise ein Lebensende herbeisehnen, kein unbekanntes Phänomen. Ein offener Austausch dazu ist im Einrichtungsalltag oft schwierig. »Wie herausfordernd die Frage für Mitarbeitende ist, zeigt sich in der Auseinandersetzung mit konkreten Fallsituationen«, sagt Projektleiterin Mandy Rode. Das wurde beim Treffen beherzigt. Sie begleitet die Projekt-Teilnehmenden, die durch das Projekt noch mehr an Sicherheit in ihrer Arbeit gewinnen wollen.
Eine Teilnehmerin, die als Beraterin der gesundheitlichen Versorgungsplanung tätig ist, brachte die aktuelle Situation auf den Punkt: »Es kann am Lebensende nicht nur um Beratung gehen, sondern es ist ganz persönliche Begleitung erforderlich. Ich weiß nicht, ob ich das bei einem Menschen, der den Entschluss gefasst hat, Suizidassistenz in Anspruch zu nehmen, ohne Weiteres könnte.“
Eine Herausforderung von Einrichtungen wird es sein, Mitarbeitenden einen Raum für Abgrenzung und Selbstschutz zu ermöglichen. Kirchliche Einrichtungen lehnen, so die Position des Deutschen Caritasverbands, eine Mitwirkung bei Suiziden von Klientinnen und Klienten ab. Dennoch bleibt es beim Anspruch der engen Begleitung von Menschen mit Leidensdruck. Darum braucht es eine offene Dialogkultur.
So lautete auch ein Fazit des Treffens, bei dem der Ansatz des Projektes bestätigt wurde. Es geht um Vernetzung, Austausch, Schulung und Befassung mit den herausfordernden Themen der Praxis. Dazu gehört eben auch die Frage der Sterbehilfe.